Sie erzählt gern Geschichten, denn sie erzählt gern von sich selbst, meine Rose…. Jedes Ereignis, ein Erdbeben oder ein Windhauch, lässt sie mit Ihren Blütenblättern rascheln. Wie Wild sie es treibt.
Angespornt, von ihrer Erregung, treten die Schäfte vor ihr an und stehen stramm. "Wegtreten!" sagt sie zu ihnen, und die Schäfte verlieren den Kopf. "Was will die Frau?", kreischen sie.

Soll ich euch etwas anvertrauen, Männer? Meine Hände zittern ein wenig, ich zögere, euch die Rosensache zu verraten, aber nachdem ihr mir Ehre erweist ,hier zu sein und mir zuhört, wenn ich euch von meiner Rose erzähle, als würdet ihr sie interessant finden, nun, dann verrate ich euch eben ihr großes Geheimnis: Die Rosen wollen einen Morgen lang leben wie richtige Rosen: Die letzte Süße der Nacht auf ihren geschlossenen Herzen, die Morgenröte öffnet sie und überzieht sie mit Tau, das Ansteigen der Wärme und das Aufsteigen des Lichts, die ersten Strahlen in ihren Blütenblättern… ……dann müssen sie nur noch so lange leben, bis sich ein neues Morgenrot ankündigt.
Ihr müsst vor den Rosen aufstehen, Männer, so wie die Sonne aufgeht, und eure Farben und eure Pracht entfalten, auch wenn sie unbeständig sind und ein schnelles Welken verheißen; das weiß man doch.

Und nachdem ihr euch in Prunk und Herrlichkeit gezeigt habt, müsst ihr euer Gefieder wieder weglegen, damit es keine Flecken bekommt und nicht ausbleicht, dann müsst ihr in eurer bloßen Nacktheit strahlen, euch in Zeit kleiden und das Versprechen des Tages halten, das bis in die Nacht währt.

Sinnliche Grüße

Ihre Celine