Dies ist nur eins von vielen Sprichwörtern, mit welchem der Volksmund die Weisheit, dass ein starker Zusammenhang zwischen Amore und Mangiare besteht.
Ich beschäftige mich gerne mit der Liebeskultur unserer Gesellschaft und bin dabei auf einen interessanten Text gestoßen, der sich mit dieser Thematik auseinandersetzt, welchen ich Ihnen im Folgenden ausschnittsweise zitieren möchte:
„Die Nahrung der Liebe
Essen und Liebe gehören zusammen, seitdem Eva Adam die verbotene Frucht reichte. Damit war das Paradies zumindest auf Erden – für immer verloren. Doch die Verbindung von Essen und Liebe ist uns hier auf Erden geblieben – eine kollektive Erinnerung, fester Bestandteil unseres Denkens.
Hollywoods Antwort auf das biblische kulinarische Vorspiel dürfte wohl der erotische Film 9 ½ Wochen sein. Mittlerweile sind wir aus dem Garten Eden geflogen und auf dem Küchenboden gelandet. Das Vorspiel von Mickey Rourke und Kim Basinger beginnt vor dem Kühlschrank. Rourke nimmt einen Eiswürfel auf seinem Drink, legt ihn auf Basingers Lippen und beginnt, ihn im Schneckentempo über ihre Lippen zu ihrem Hals, ihren entblößten Brüsten und ihrem Bauch bis hinunter zu ihren Schenkeln gleiten zu lassen. Er füttert sie löffelweise mit Erdbeeren… mit Bergen von Schlagsahne… mit Wackelpudding… Er tropft ihr Honig und Schokoladensirup auf die ausgestreckte Zunge… Nie war Essen erotischer. Und, nie war Essen niedlicher als in der Spaghetti-Szene in Disneys Zeichentrickfilm Susi und Strolch. Die beiden Hunde knabbern an derselben Nudel, bis sich ihre Schnauzen treffen und sich schließlich zum ersten Mal küssen. […]
Mit den intensiven Küssen und Züngeln moderner Liebender sind wir wieder bei dem infantilen Mund-zu-Mund- Füttern aus grauer Urzeit angekommen… Befriedigung ist auf jeden Fall mit der Nahrungsaufnahme verbunden. Freud sah in den Küssen, den Liebkosungen und dem Oralsex Erwachsener eine Methode, dasselbe Vergnügen zu suchen, welches das Stillen beherrschte.
Unsere Sprache ist voll von Beispielen, in denen Liebe und Essen miteinander verknüpft werden: Unsere Geliebte ist unser Augapfel, wir sind von hungriger Begierde erfüllt, hungern nach Liebe, sind trunken vor Liebe und von Liebe zerfressen, wenn wir Kummer haben. Ein attraktiver Mann oder eine attraktive Frau sind erste Sahne, und eine schwangere Frau hat etwas in der Backröhre.
Nahrungsmittelnamen für die Körperteile und den Geschlechtsakt kennt die Umgangssprache zur Genüge: Ein Mann hat eine „ Salami“ einen „ Hot Dog“ ein „Würstchen“ oder eine „ Gurke“ zwischen den Beinen. Seine Holden werden „Nüsse“ oder „ Eier“ genannt, und wenn er „ die Salami versteckt“ hat er Sex. Die Frau hat ein paar „ Melonen“, „Paradiesäpfel“ oder „Spiegeleier“ und beim Geschlechtsverkehr „ vernascht“ man den anderen.
Von Ost nach West und Nord nach Süd bezeichnen Liebende sich gegenseitig als „Süßigkeiten“.
Deutschsprachige Paare, nennen sich „Süße/Süßer“ oder „Zuckerschnute“, englischsprachige honey, sugar, sweetie oder pumpkin, französischsprachige mon petit chou ( ein kleiner Kohlkopf), Latinlover hauchen ein leidenschaftliches mi pequena receta de amor (mein kleines Liebesrezept) oder mi panal de miel (mein Honigtopf). In Griechenland werden Liebesgott oder -göttin als loukoumi (Türkischer Honig) bezeichnet, während Verliebte in Italien sich mit zuccherino oder zuccherina (kleiner Zucker) ansprechen.
Was aber die Liebenden auf der ganzen Welt wollen, ist, sich gegenseitig „aufzufressen“. Wir sprechen schließlich nicht umsonst von der „Fleischeslust“.
Ihr Atem ist wie Honig gewürzt mit Nelken,
Ihr Mund köstlich wie eine reife Mango.
Einen Kuss auf ihre Haut zu pressen ist, wie den Lotus zu schmecken,
Die tiefe Höhle ihres Nabels birgt einen Gewürzladen in sich.
Welche Genüsse darunter liegen, Weiß die Zunge, kann es aber nicht sagen.
Srnagarakarika, 12. Jahrhundert“
(Quelle: Diana Issidorides, „Atlas der Liebe“, mvg Verlag)
Ihre Celine