Es war niemals besser als beim ersten Mal. Spätere Begegnungen mochten sinnlicher, versauter oder perverser sein. Sie waren vielleicht kunstvoller oder dauerten länger, waren technisch anspruchsvoller oder auch einfach nur geschickter. Aber so wie beim ersten Mal war es niemals wieder.

Und die besten erste Male waren die in zunächst unbekannten Hotelzimmern.

Jahre später, wenn die Spannung der Jagd nachgelassen oder er auch einfach nicht mehr die mentale Energie in sich hätte, um sich auf eine weitere flüchtige Beziehung einzulassen, die nur ins nichts führen konnten, würde er gern durch das Riff dieser Erinnerungen schwimmen und sich so einen Film vergangener Momente gönnen, von denen er wusste, dass er sie nie wieder schmecken, genießen, erfahren oder mit ihnen ringen würde. Wie eine private Bibliothek wurden diese Filme sein. Eine einmalige Sammlung in der gefühlvolle, zarte Erinnerungen den Platz beanspruchten, den Sammler sonst Büchern, CDs und DVDs einräumen. Eine flirrende Galerie der einmaligen Momente, des geistigen Impressionismus.

Ein Hotelzimmer in der Nähe eines Flughafens, wo niemand sie kennt. Der Geruch von Ozon in der Luft und das entfernte Brummen der Jumbojets bei Abflug oder Landung. Dieses undefinierbare Gefühl, von ihnen aufgezehrt zu werden, weil die Lust sich in einem Tempo steigert, mit dem das Herz kaum noch fertig wird. Die leise Angst vor dem Unbekannten. Die ungewohnte Umgebung des Hotelzimmers. Das war also das Ergebnis dreier quälender Monate, in denen sie in irgendwelchen Bars in der Stadt debattiert hatten, ob sie nun miteinander schlafen würden oder nicht.

Ein zaghafter Kuss. Sein Mund ist warm und weich. So wie immer. Der Blick aus seinen Augen. Flehentlich. Ängstlich. Gierig. Unterwürfig. Aufsässig. Beide haben Mann und Frau zu Hause sitzen. Nichts ahnend.
Der erste Seitensprung.

Seine Hand, die sich endlich ihres Körpers annimmt. Die Biegsamkeit ihrer Schenkel. Das Ausziehen. Das Vorspiel und eine halbe Stunde später, wie eine heilige Proklamation, der bedürftige Ausruf: „Ich will dich sofort in mir spüren!“ Das erste Mal, dass er sie fickt. Ihre braunen Augen verfolgen jede seiner Bewegungen und Stöße. Ihre Geräusche. Die weiße Alabaster-Landschaft ihres Körpers und die Scharlachröte ihres orgastischen Gesichts, die sich manchmal auch über Ihre Schultern und ihre Brust ausbreitet. Erinnerungen, die niemals auszulöschen sind.
Das hektische, ungestüme Aufeinandertreffen ihrer Lippen. Das freie Gleiten von Händen über willige Körper. Das Zerren an der Kleidung. Er geht in die Knie und zieht ihr im Halbdunkel das Höschen runter. Ihr Schamhaar ist stark gelockt und bereits etwas feucht. Er schnuppert an ihr, kann aber nichts weiter als den entfernten Duft von Seife riechen. Er steckt ihr einen Finger in den brodelnden Kessel. Sie brennt lichterloh, stöhnt. Schnell drückt er sie gegen das Bett, wo sie sich lüstern auf die Decke fallen lässt. Er ist steinhart und platzt fast vor Begierde, diesen sanften Engel mit dem reizenden Akzent aufzuspießen. Sie ist schon so nass. Er erinnert sich plötzlich an ein früheres Gespräch und stellt sie auf ihre Knie. Sie sagte einmal, dass sie am liebsten in der Hündchenstellung genommen würde. Sie hält ihm ihre Hinterbacken entgegen. Der Anblick ihrer freigelegten Körperöffnungen ist wie ein heilsamer Schlag ins Gesicht. Unvergesslich, kraftvoll und unauslöschlich obszön. Er dringt mit einem schnellen Stoß in sie ein, der sich gleichzeitig als Erinnerung genau daran in seine Gehirnwindungen einprägt.
Oder auch das Hotel in Paris mit den freiliegenden Holzbalken, die im Zickzack an der Decke und der gegenüberliegenden Wand zu sehen waren. Er kennt sie erst seit einem Monat. Eine verrückte Situation, die irgendwie ganz und gar passend ist. Sie ist viel größer, als er erwartet hätte, aber ihre Brüste sind ein Wunder, das man gesehen haben muss. Finger, Lippen und Gefühle haben bereits einen Tanz der Lust ausgeführt und ihre Kleidung ist in Ordnung. Warte, sagt sie und erhebt sich in aller Herrlichkeit ihres bloßgelegten Fleisches, um auf Zehenspitzen ins Badezimmer zu eilen. Ein paar Minuten später kehrt sie zurück. Sie ist nackt. Er hält den Atem an, während er auf ihre glatte, rasierte Fotze starrt.

Der Anblick ist dennoch zu viel. Er hat das Gefühl, als wolle sein Herz stehen bleiben. Sie weist ihn an, sich hinzulegen und ihr Mund umfängt ihn. Er muss an Bücher und ähnliches denken, um nicht vorschnell zwischen ihren Lippen zu explodieren. Kurz darauf gesteht sie ihm, dass sie ihn gerne hat. Lust und Gefühle – eine gefährliche Kombination. Genau wie Romantik und Pornographie.

Die Sicherheit unbekannter Hotelzimmer. Genauso anonym wie Internetforen oder Chat-Räume. Die behagliche Koexistenz zügelloser sexueller Exzesse und Banalität. Die Räume, die Frauen, die Akte.

Es heißt, dass das Leben kurz vorm Sterben noch einmal blitzschnell vor dem geistigen Auge abläuft. Wie ein Film in einem überdrehten Projektor: schnell, unkontrolliert und nicht zu greifen.

Er fragt sich manchmal, ob er dieser Film – wenn der Moment endlich da ist – voller Hotelzimmer und fantastischer Ficks sein wird.

Er hofft es.

Begehrende Grüsse

Ihre Celine